Kinder- und Jugendinstitutionen BS
Leistungsangebot
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Freie Plätze
Bitte informieren Sie sich bei uns über den Stand der freien Plätze. Wir geben jederzeit gerne Auskunft.
Kinderhaus Holee
+41 (0)61 301 24 50
Schlössli Basel
+41 (0)61 335 31 10
Organisation






Geschichte
Kinderhaus Holee
Die Gründungsgeschichte
Die nachfolgenden Informationen sind der Niederschrift der Abdankungsfeier der Gründerin entnommen.
Jenny (eigentlich Anna Eugénie) von Speyr, geborene Boelger (1859 – 1947) kümmerte sich schon als Mädchen um alte und kränkliche Menschen, die ihr nahestanden. Einige begleitete sie bis an ihr Lebensende. Der Ursprung des Wunsches, ein Kinderheim zu gründen wurde wie folgt formuliert:
Bei allerhand Fürsorgearbeit erkannte Frau von Speyr den Mangel an einem Heim für genesungsbedürftige, aus dem Kinderspital entlassene Kinder, sowie für solche, die wegen Krankheit der Mutter oder unerfreulichen Verhältnissen daheim, ausser Haus untergebracht werden sollten.
Weiter heisst es:
Es blieb aber nicht bei einer einmaligen guten Tat. Frau Speyr arbeitete aktiv mit und verbrachte Zeit mit den Kindern und den Schwestern, die das Haus führten. Das Haus wurde mehrere Male vergrössert und konnte dadurch die Plätze für die Kinder von 12 auf 30 (in Notfällen sogar 37) Kinder aufnehmen.
Als 1921 ihr Mann, Albert von Speyr verstarb, widmete sie sich vermehrt dem Kinderheim. Nachdem sie sich – vermutlich wegen zunehmenden Alters – aus dem Heimalltag zurückzog erhielt sie viel Besuch von Kindern. Einige nannten sie „Mutter“ und zahlreichen Kindern war sie „Gotte“.
Eine Pionierfrau mit Herz!
Die Schwestern des Riehener Diakonissenhauses führten das Kinderhaus bis ins Jahr 1986. Dann musste die Gemeinschaft wegen Schwesternmangel und zunehmender Professionalisierung im Sozialwesen die Führung des Kinderhauses aufgeben. Das Kinderhaus und die Trägerschaft, die von Speyr-Boelger Stiftung, wurde daraufhin der Heilsarmee übergeben.
Im Jahr 2006 musste das alte Backsteinhaus, das rund 120 Jahre hindurch eine Menge Kinder beherbergt hatte einem Neubau weichen, der den aktuellen Anforderungen einer stationären Kindereinrichtung entsprach. Im Sommer 2008 konnte der Neubau bezogen werden.
Aus betriebswirtschaftlichen Gründen wurde im Oktober 2017 die von Speyr-Boelger-Stiftung in die Stiftung Heilsarmee Schweiz integriert und gleichzeitig aufgelöst. Der Stiftungszweck und die Trägerschaft bleiben in der neuen Stiftung weiterhin bestehen.
Wie der Name Holee entstanden ist:
Holee ist ein Binninger Flurname, der eine Wortzusammensetzung aus „hoch“ und „Hügel“ darstellt. Früher hiess der ganze Hügelzug, der sich südwestlich von Basel, zwischen Binningen und Allschwil ausstreckt. In Binningen kommt der Name Holee deutlich häufiger vor.
Beispielsweise gibt es das Holeeschulhaus (heutiges Dorfmuseum), das Holeeschloss, den Holeerain und den Holeeholzweg.
(Quelle: Namenbuch der Gemeinden des Kantons Basel-Landschaft; Ausgabe für Binningen)
Geschichte
Schlössli Basel
Im Jahr 1900, beginnt die Heilsarmee, in einer gemieteten Villa, später an der Breisacherstrasse in Basel, ihre Arbeit mit strafentlassenen jungen Frauen. Sieben Jahre später kann sie durch ein grosszügiges Legat das Gundeldinger Schlössli erwerben. 30 Mädchen finden Aufnahme in diesem Erziehungsheim. Das Heim bietet interne Ausbildungsmöglichkeiten in Wäscherei und Näherei an und verhilft so vielen Jugendlichen zu einem Neustart.
In den 50er Jahren wird das alte Schlössli baufällig. Da an eine Sanierung nicht mehr zu denken ist, wird auf dem Bruderholz Bauland für den neuen Standort des Heimes gefunden. Nach vier Jahren wird ein neues Haus eröffnet – vom alten bleiben der Name Schlössli und die Aufgabe an den Jugendlichen.
In den 70er Jahren ist das Erziehungsheim Schlössli nicht mehr zeitgemäss. Die Leitung der Heilsarmee beschliesst, das Heim aufzuheben. Es wird nach einem neuen Bestimmungszweck gesucht. Da zeichnet sich ein Bedürfnis für ein Wohnheim für junge Frauen ab, welches 1974 eröffnet wird. Von diesem Zeitpunkt an gehen 24 junge Frauen ein und aus und haben für längere oder kürzere Zeit hier ihr Zuhause. So bleibt es bis zur Jahrtausendwende.
2004 steht dem «Schlössli – Wohnen für junge Frauen» wieder eine Anpassung an die neuen Bedürfnisse bevor. Das Haus wird umfangreich saniert und an die heutigen Bedürfnisse der Jugendlichen angepasst. Dabei wird die Anzahl der Plätze um 8 reduziert. Seitdem können 16 junge Frauen in einem eigenen Zimmer im Schlössli wohnen. Für eine bestmögliche Unter-stützung der Jugendlichen arbeitet das Schlössli in einem Liaisonvertrag mit der Universitären Psychiatrischen Klinik Basel (UPK) zusammen.
Personal
Teams / Offene Stellen
Kinderhaus Holee
Wir bieten rund 25 Arbeitsstellen in folgenden Bereichen an:
- Sozialpädagogik, Fachfrau / Fachmann Betreuung Fachrichtung Kinderbetreuung
- Verwaltung
- Hauswirtschaft und Küche
Wir bieten Praktika und Ausbildungsplätze als Fachfrau/Fachmann Betreuung, als Sozialpädagogik FH/FH an.
Schlössli Basel
Im Schlössli arbeiten rund 20 Personen in folgenden Bereichen:
- Sozialpädagogik
- Verwaltung
- Hauswirtschaft und Küche
Wir bieten Praktika und Ausbildungsplätze im Bereich Sozialpädagogik HF und FH an.
Offene Stellen
Aktuell sind alle Stellen besetzt.
Ihre Unterstützung
Spendenmöglichkeit
Ihre Spende ermöglicht es mit den Kindern und Jugendlichen besondere Aktivitäten zu unternehmen und wertvolle Momente zu erleben, welche sonst nicht möglich wären. Ihre finanzielle Unterstützungen kommt direkt den Kindern und Jugendlichen zugute. Für Ihren Beitrag bedanken wir uns herzlich!
Kinderhaus Holee
Heilsarmee Kinderhaus Holee
4054 Basel
Schlössli Basel
Postkonto: 40-11880-2
Heilsarmee Schlössli Basel
4059 Basel
was wir bekommen, und wir leben von dem, was wir geben.”
Winston Churchill
Aus dem Leben
von Kindern und Jugendlichen
Liebe ist…
Liebe ist… vielfältig. Dies stellt Jahwela, eine Jugendliche vom Schlössli Basel in einer, von ihr geschriebenen Arbeit fest und entdeckt nebenbei auch noch gerade die Liebe am Schreiben. Doch lesen sie selbst:
Love is…
Summary
- Introduction
- Love is holding each other in the dark
- Love is hard sometimes
- ove is found in family
- Love is an attractive construct
- Love is harmful
Introduction
Als ich das erste Mal erfuhr, dass ich diese Arbeit schreiben muss, wusste ich sofort das ich Geschichten schreiben möchte. Doch mein Thema, über das ich schreiben wollte, änderte sich einige Male. Im Endeffekt entschied ich mich jedoch für das Thema Liebe, denn ich finde, es ist wichtig, dass Menschen erkennen. dass die Liebe vielseitig und extremst individuell ist, ich denke, dies habe ich ganz gut rübergebracht und darauf bin ich auch stolz.
Zur groben Übersicht möchte ich sagen, dass ich ein Gedichts- und Kunst-Buch habe, dass ich hier zitiere. Der Name des Buchs ist „Love is“ und von dort nahm ich auch den Titel als Überschrift meiner Arbeit. Ich suchte mir Gedichte aus, die ich auf meine eigene Art wiedergeben wollte in meinen Geschichten und strukturierte so das Projekt.
Eine große Unterstützung in dem Prozess war meine Mutter, die mir meine Sachen Korrektur las und die Betreuerinnen in meiner Wohngruppe, die mir immer ein Feedback über mein Schreiben gaben.
Ich denke, alles in allem habe ich meinen Schreibstil seit meiner letzten Arbeit weiterentwickelt, was ich hier auch sehe. Ich mag es, durch diese Geschichte zu lesen und ich denke, dies zeigt, dass ich eine Menge mehr gelernt habe, seit ich mich das letzte Mal so wirklich ans Schreiben gemacht habe.
Auch fand ich es schön zu sehen, dass ich durchaus das Durchhaltevermögen habe, um jeden Tag gut zwei Stunden zu Schreiben und wirklich an einem Projekt zu arbeiten, ich denke, dies wird mir auch in der Zukunft noch helfen zu wissen.
Mit der ganzen Arbeit komme ich auf 5893 Wörter und vierzehn Seiten.
Love is holding each other in the dark
<< Love does not
consist in gazing at
each other, but in
looking together in the
same direction. >>
Antoine de Saint-Exupery
Ich war 14 als ich ihn zum ersten Mal kennenlernte. Ich war jung und unbekümmert, und dachte noch nicht über das große Thema der Liebe oder Sexualität nach.
Wir waren vierzehn, als sich sein Name in meinem Kopf eingebrannt hatte. George, englisch ausgesprochen, denn seine Familie kam ursprünglich aus England, doch er war in Deutschland geboren und aufgewachsen. Jedoch nicht in unserer Kleinstadt, sondern in Hamburg. Mein eigener Name, Louis, kam mir im Vergleich oft langweilig vor, bis er anfing mich über den ganzen Schulhof zu rufen oder ihn nachts sachte in mein Ohr sprach. Es ist vermutlich das schlimmste Klischee, ein Junge zieht neu in eine Kleinstadt und der Junge der sein ganzes Leben nie aus dieser einen Stadt raus kam verliebt sich Hals über Kopf. Doch er war gutaussehend, mit seinen dunklen Haaren, die etwas in seine Augen fielen. Braune Augen, die durch dich hindurch zu sehen scheinen, mit seiner großen Figur, die zwischen den meistens von uns noch auffiel. Er hätte als schlaksig beschrieben werden können, wäre er nicht mit so viel Selbstbewusstsein durch unsere Flure und Hallen geschritten, als würde ihm bereits alles gehören.
Ich war damals noch ganz anders, meine roten Haare trug ich kurz, zu kurz, meine Sommersprossen waren überall sichtbar und selbst wenn ich alles andere als klein war, hatte ich so eine schlechte Haltung, dass die meisten der anderen Jungs mich als ihre Armstütze benutzten. Ich war niemand auf dem man herumhackte oder der ignoriert wurde, ich hatte Freunde und war gut mit der Klasse dabei, doch ich war auch nicht speziell, nur interessant genug, um mich dabei zu haben. Außerdem wollten die meisten Jungs etwas von meiner älteren Schwester. Doch nie George, nie er. Als er das erste Mal zu mir nach Hause kam, nachdem er seit knapp zwei Wochen hergezogen war, um zu lernen und Videogames zu spielen, war ich nervös und ich wusste nicht wieso. Ich war bereit, dafür dass auch er sich in meine Schwester verlieben würde, ich konnte mir auch nicht erklären, wieso dieser Gedanke mich so störte, doch stattdessen begrüßte er sie nur knapp und schaute sie nicht mal genau an, oder nicht so begehrend wie die meisten anderen in meinem Alter. Meine Schwester mochte ihn von diesem Zeitpunkt an, er war immer ihr Liebling und auch er fing langsam an, sie zu schätzen. Die beiden sind bis heute eng befreundet.
Doch zurück zu uns, also, mir und George.
Wir freundeten uns schnell an, so schnell, dass die meisten sich fragten, ob wir noch etwas anderes zusammen machten als Videogames spielen. Was sie nicht wussten ist, dass wir tatsächlich noch so viel mehr als das machten. Oft gingen wir zusammen raus, in den Wald in der Nähe, wir kletterten auf Bäume und fanden neue Orte, neue Plätze, an denen er zeichnen konnte und ich las, las Bücher über Liebe, Geschichte oder das Weltall, was auch immer unsere kleine Stadtbibliothek zu bieten hatte. Seine Zeichnungen waren oft die neuen Orte, die wir fanden, doch manchmal waren sie auch ich, ich wie ich im Gras lag und döste oder ich wie ich auf einen Baum geklettert war und in einer angemessenen Astgabelung in die Ferne starrte. Doch diese Bilder zeigte er mir erst Monate später.
Ich denke, wir merkten lange nicht wie sehr wir einander ansahen, wie sehr wir uns gegenseitig beobachteten, wie fixiert wir darauf waren alles sehen zu können was der andere tat, fixiert darauf etwas neues zu entdecken, worüber wir in der folgenden Nacht träumen könnten. Zumindest für mich war es so, dass ich so fixiert auf ihn und seine Art war, dass ich nicht realisierte, wie sehr er auch mich sah. Ich bemerkte nie, dass ich nicht allein mit meiner Faszination war und so erlaubte ich mir für die längste Zeit nicht mich in ihn zu verlieben. Doch man kann solche Dinge nicht kontrollieren. Es dauerte nur so viel länger, es kostete uns nur so viel mehr Energie. Hätten wir uns doch nur etwas weniger angesehen und mehr in die gleiche Richtung gesehen, die Zukunft, die wir beide wollten.
Neben unseren ausgedehnten Spaziergängen und dem nächtelangen Zocken haben wir oft auch einfach nur geredet, sind auf das Dach meines Hauses geklettert, aus meinem Dachfenster, sind gelegen und haben in den Himmel gesehen, während wir Konversationen über nichts geführt haben.
In einer dieser Nächte waren wir beide sechzehn, zwei Jahre von Freundschaft und verstecktem Verlangen waren vergangen, zwei Jahre, in denen ich so sehr damit beschäftigt war in anzusehen, dass ich bereits vergessen hatte jemals jemand anderen wahr zu nehmen. Wir waren Teenager und wir hatten zum ersten Mal Gras geraucht, auf dem Dach meines Hauses, morgens um eins, meine Eltern waren nicht zuhause und auch meine Schwester war bei Freunden. Ich vertrug es deutlich schlechter als George, im Prinzip lag ich einfach nur da und giggelte während er wohl noch bei Sinnen war und mir vorsichtig immer wieder Wasser und etwas zu essen gab.
Ab irgendeinem Zeitpunkt hatte ich meinen Kopf auf seinem Schoss und starrte ihn einfach nur an, worauf auch er anfing, nervös zu lachen.
„Ich liebe dich.“ Meine Stimme war klar in der warmen Sommernacht und ich war auf einmal ruhig als ich da lag, direkt in seine Augen starrend und zum ersten Mal hatte ich nicht das Gefühl, dass er direkt durch mich hindurch in meine Seele starrt. Seine Augen waren leicht geöffnet und in meiner Erinnerung waren seine Wangen rot, was er jedoch bis heute noch abstreitet.
Wie auch immer er in dem Moment aussah, er war auf jeden Fall schockiert und ich verstehe es, ich wusste ja nicht mal ob er auf Männer steht oder nicht, ob er überhaupt Gefühle solcher Art empfand und ich redete mir auch ein, dass er keine Ahnung haben konnte wie es mir mit meinen Gefühlen ging, denn ich konnte für die längste Zeit nicht einmal respektieren dass ich schwul sein könnte, egal ob ich mich jetzt in George verliebt habe oder nicht.
Doch während mein drehender Kopf über all diese Dinge nachdachte hatte er bereits wieder seine Fassung gefunden und ein sanftes Lächeln lag auf seinen schmalen Lippen.
„Ich liebe dich auch.“
Es dauerte gute zwei Minuten bis ich antworten konnte, alles dauerte anstrengend lange in dem Moment, und alles was ich raus bringen konnte war ein kleines: „Was?“.
Der Fakt, dass George anfing zu lachen, laut und aus voller Brust, nehme ich ihm bis heute übel, ich meine, das ist doch nicht der richtige Moment um zu lachen? Doch auch ich fing an zu lachen, der Rausch strafte mich auch in diesem Moment, und so saßen wir gemeinsam auf meinem Dach und lachten uns die Seele heraus.
Am nächsten Morgen hatte ich starke Kopfschmerzen und noch nie wollte ich so sehr etwas trinken, doch ich konnte nicht aufstehen, George hatte beide seine Arme um mich geschlungen und schlief noch tief und fest, so hatte ich keine Chancen zu entkommen. Doch in dem Moment wollte ich das gar nicht, den langsam, aber sicher kamen die Erinnerungen von der letzten Nacht wieder zurück in mein Bewusstsein und ich versteckte mein Gesicht vor Scham in der Brust meines besten Freundes? Partners? Ich wusste es nicht, doch in dem Moment spielte es keine Rolle, denn ich war so von Glück erfüllt, dass ich einfach für immer in diesem warmen Gefühl liegen bleiben wollte.
Als George dann doch aufwachte und wir uns den Momenten der letzten Nacht zuwenden mussten, war es nur halb so schlimm wie ich es mir vorgestellt hatte, denn wir konnten endlich über die letzte Sache, die zwischen uns stand, ohne dass es einer von uns wirklich merkte, öffnen. Wir redeten wieder, für Stunden. Darüber wie und wann wir es gemerkt hatten, darüber wie wir niemals dachten, dass er andere dasselbe empfinden könnte, da wir zu fokussiert auf unsere eigenen Gefühle waren. Jetzt, da wir im Klaren waren und wir uns dazu entschlossen hatten eine Beziehung einzugehen, konnten wir endlich zusammen in unsere Zukunft blicken und auch zusammen an unserer Vergangenheit arbeiten. Wir konnten uns zusammen auf ein Leben fokussieren, wie wir es wollten.
Wir rauchten nach dieser Nacht nie wieder Gras, doch heute haben wir ein Großes Apartment in London und haben geheiratet. George verkauft seine Kunst neben seinem Beruf als IT-Manager in einer großen Firma und ich schreibe Bücher, so wie ich es wollte, seit ich dreizehn war.
Ich denke, ich bin bis heute zutiefst dankbar dafür, dass wir es damals hingekriegt haben ehrlich zu sein und dafür, dass ich meine Haare nun länger trage.
Eine Sache, die mir bis heute zeigt, dass George mich liebt und die ich bis heute schätze ist vermutlich, wie er mich hält. Nachts, in der Dunkelheit, liegen wir in den Armen des anderen und ich denke ich fühle mich nie an irgendeinem Ort so richtig wie in den Momenten, in denen wir uns halten.
Love is hard sometimes
<< The opposite
of love is indifference,
not hate. >>
Elie Wiesel
Gleichgültigkeit ist eines dieser Dinge in dieser Welt das mir wirklich Angst macht. Wenn ich an etwas denke, dass mich beängstigt, ist es, dass die Menschen aufhören sich zu interessieren.
Füreinander, für die Dinge die sie lieben, für die Welt um sie herum.
Wenn etwas beängstigend ist, dann ist es eine Person, die sich nicht interessiert, der es egal ist was mit der Liebe ihres Lebens, den Menschen auf der Straße oder sich selbst passiert.
Wenn wir aufhören uns zu interessieren, für Dinge, die uns begeistern, für Menschen, die wir lieben, verlieren wir die Freude am Leben und damit auch das Interesse am Leben selbst. Nichts kommt mir unheimlicher vor.
Ich habe einmal gesehen, wie jemand, den ich liebte, gleichgültig wurde; wie das Licht aus den Augen verschwand, die ich so geliebt hatte.
Wir waren seit zwei Jahren zusammen, teilten eine Wohnung und hatten eine Katze, ich dachte, unser Leben wäre schön und genug für sie. Aus irgendeinem Grund lag ich wohl falsch, den nach einiger Zeit konnte ich mit jedem vergehenden Tag mehr und mehr beobachten, wie sie langsam weniger motiviert wirkte.
Sie war nicht der Typ Mensch, die morgens zwei Tassen Kaffee braucht, um überhaupt ein Gespräch anfangen zu können, doch der Kaffee begann sich in unserer Wohnung zu stapeln und ihre Worte wurden weniger.
Sie gehörte nicht die zu der Art von Menschen die am Wochenende bis um drei Uhr nachmittags schliefen, nur um den Rest des Tages auch im Bett zu verbringen, doch wann immer ich in unser Zimmer sah waren ihre goldenen Locken noch auf dem Kissen liegend.
Sie war auch gewiss nicht die Art Mensch, um zu rauchen, doch ich fand immer mehr des Nikotins in unserer Wohnung. Doch was sollte ich tun? Wir waren bereits beide erwachsen, ich konnte ihr nichts verbieten und sie nur im Arm halten, wenn sie nachts weinte. Sie war nie der Typ Mensch, der weinte.
Auch wenn wir beide erwachsen waren, wir waren auch jung, frische 23 Jahre. Erst jetzt, mit 26 Jahren, habe ich realisiert das meine beste Freundin, die Liebe meines Lebens, in eine Depression fiel. Auch erst jetzt weiß ich, wieso, denn erst jetzt reden wir wieder miteinander, erst jetzt können wir uns in die Augen sehen ohne dass sich mein ganzes Inneres schmerzhaft verzieht.
Damals hatte sie ihre Vergangenheit eingeholt und die Gegenwart hat sie förmlich überrollt. Es war so viel, dass sie nicht mehr die Kraft hatte in die Zukunft zu sehen und sie eigentlich auch gar nicht betreten wollte. Der Gedanke, dass mit jeder Minute, mit der sie atmet, bereits ihr Leben weiterschreibt, tat ihr unvorstellbar weh. Sie sagte mir, dass jeder Atemzug sich anfühle wie ein Kilometerlauf.
Ich bereue viel davon, was ich damals getan habe. Wut stieg in mir auf, nachdem sie nichts mehr mit mir zu machen wollen schien. Trauer und Schmerz, ich war unglaublich verletzt. Und als ich so verletzt war, habe ich es verpasst sie zu sehen, für sie da zu sein.
Bis heute frage ich mich, ob ihre Gleichgültigkeit oder mein Egoismus unsere Beziehung zerstört hat.
Es fühlt sich noch heute so an, als ob ein Gift in uns eingedrungen wäre, sich in unser Bett genistet hatte und es nicht mehr verlassen wollte, bis all die Wärme unserer Liebe aufgesogen und verschwunden war.
Sie schritt damals wie eine Hülle durch die Welt, sie ass kaum, es war ihr gleichgültig ob sie nun starb oder weiter leiden musste, aus ihrer Sicht hätte es keinen Unterschied gemacht.
Die Kraft es selbst zu beenden hätte sie nie gehabt und doch hat ihre Gleichgültigkeit versucht, sie langsam zu nehmen, mir weg zu nehmen.
Die Liebe zwischen uns und die dadurch entstehende Wärme viel langsam aber sicher weg, manchmal hatte ich das Gefühl ich könnte fühlen wie der rote Faden, der uns verband, langsam riss und aus meiner Hand glitt, ohne dass sie daran zog oder versuchte das Band durchzuschneiden. Auch sie sah es und ich dachte immer, es müsse ihr doch auch weh tun, doch sie war zu gleichgültig gegenüber allem Guten oder Schlechten, als dass sie sich darum hätte scheren können. Es tat weh, so unglaublich weh.
Sie war nicht nur meine Liebhaberin, Freundin oder Partnerin, sie war auch meine beste Freundin, die erste Person der ich erzählte dass ich Frauen mochte und die erste Person die mich danach in den Arm nahm, die erste Person die mir gezeigt hat das es im Leben noch mehr als Schulnoten und Bücher gab. Sie hat mich herausgeholt in das Licht der Welt und hat meine Tage versüßt, sie war ein Licht, das es immer geschafft hat zu lachen. Selbst wenn ihr Vater sie schlug oder ihre Mutter wieder weinte, sie hat es immer geschafft zu strahlen.
Bis sie eines Tages nicht mehr konnte.
Dies mit anzusehen tat mir mehr weh als alles andere das ich jemals erlebte. Mehr, als meine Eltern, die mich auf die Straße stellten als ich ihnen sagte, dass ich nicht Ärztin werden möchte, nachdem sie herausgefunden haben, dass ich andere Kurse im Studium belegte, mehr als zu realisieren dass ich mich in meine beste Freundin verliebt hatte, mehr als zu sehen wie die Liebe meines Lebens ihren ersten Freund hatte.
Nach all dem was wir erlebt hatten, sollten wir eigentlich zusammenhalten, dachte ich. Doch ich schien falsch zu denken, denn heute ist sie eine verheiratete Frau und ich habe eine zweite Katze. Ob ich jemals jemand anderen finden werde, weiß ich nicht. Doch ich weiß, dass sie auch dann noch in meinem Herzen bleiben wird, denn die Menschen, die man liebt, vergisst man nie, selbst wenn wir sie an die Gleichgültigkeit verlieren.
Love is found in family
<<mothers`s
love is peace. It need
not be acquired,
it need not to be
deserved. >>
Erich Fromm
Die Umarmungen meiner Mutter sind mir bis heute im Gedächtnis geblieben, wie sich ihre weichen Arme um mich schlossen und mich beruhigten, wenn ich weinte, sie ihr Duft nach einer Mischung von Kräutern und billigem Parfüm mich einnahm und die Welt mir auf einmal unwichtig erschien.
Bis heute vermisse ich sie und wünschte mir, dass sie nicht gegangen wäre.
Ihre Umarmungen brannten sich in mein Gedächtnis ein, doch auch die Art, wie ihre Arme, die sich um mich schlossen, immer dünner und schwächer wurden. Wie sie von einem Tag auf den anderen nicht mehr ihre bunten Blumenkleider trug, sondern nur noch kahle, weiße Krankenhausumhänge, ihre Arme langsam an Farbe und Kraft verloren, wie sie immer weniger ass.
Ich war gerade mal sechzehn, als sie von uns ging, als der Krebs sie sich holte. Obwohl ich noch jung war, war ich doch alt genug, um ihr schwaches Bild vor mir zu erkennen, um in mein Gehirn zu brennen. Doch ich entschied mich gegen das ewige Trauern, wie auch der Rest meiner Familie.
Wenn wir über meine Mutter reden, reden wir über unsere glücklichsten Erinnerungen an sie, wie ihr lachen uns allen die Kraft gab in den Tag zu starten, wie der Garten aufzublühen schien wann immer sie ihn betrat und zu ihren geliebten Pflanzen Sorge trug.
Wir ignorierten nie, dass sie tot war, wir taten nie so als wäre sie noch hier oder wäre sie nie da gewesen. Wir entschieden uns schlicht und einfach dafür, dass sie es geliebt hätte uns Lachen zu sehen, wenn wir an sie dachten und nicht zu weinen. Natürlich, manchmal weinten wir auch. An Tagen wie ihrer Beerdigung oder dem Jahrestag, oder wenn es einfach gerade hart war ohne sie.
Dennoch, niemand von uns versinkt komplett in der Trauer ihres Todes, jeder von uns hat eine Erinnerung an sie, die er tief im Herzen trägt, die etwas Freude und Licht bringt.
Mein Vater hat einmal gesagt, es sei die Art wie sie ihn geküsst hat, nachdem er einen langen Tag bei der Arbeit hatte, er meinte, er dachte oft, dass sie einfach intuitiv gewusst hat, wann es hart war.
Meine ältere Schwester sagt es wäre ihr Essen, gewürzt mit den Kräutern aus unserem Garten und ihrer Liebe, die Art wie sie am Herd stand und glücklich aussah, zufrieden mit der Welt und sich.
Mein jüngerer Bruder sagte, es sei die Art wie sie ihn hochhob, wenn er nicht mehr laufen wollte oder konnte, er fühlte sich, als würde er fliegen, denn meine Mutter war immer die grösste in unserer Familie.
Meine Großmutter sagt es sei ihr Lachen an sich. Jede Erinnerung, in der meine Mutter lachte, war eine gute Erinnerung für sie. „Ein Lachen, dass der Sonne Konkurrenz macht und deshalb hat der Himmel sie uns genommen.“ waren ihre Worte an der Beerdigung meiner Mutter.
Mein Großvater sagte es seien ihre Kleider. Nicht einmal, hätte er sie schwarz tragen sehen, immer rannte sie in den buntesten und verrücktesten Kleidern durch die Gegend als würde ihr die Welt gehören. Er vermisse es. Jemand, der so viel Farbe in sein Leben brachte.
Mein Onkel sagte, er vermisse ihre Musik. Wie sie an unseren Festen sang, tanzte und wie sie ihm die Gitarre spielen würde, weil sie wusste es wäre eines der wenigen Dinge, die ihn aus seinem Bett bringen würde. Neben ihrem Kaffee, aber auch nur ihrem, welchen er auch sehr vermissen würde.
Noch immer höre ich manchmal Aufnahmen von ihrem Spielen und immer dann lasse ich alles stehen und liegen, um einfach zu lauschen. Langsam wird dann das ganze Haus leise und lauscht einfach. Lauscht einer Melodie einer Frau, die längst gegangen ist und doch noch so präsent ist.
Und für mich, für mich sind es ihre Umarmungen. Und es werden vermutlich auch immer ihre Umarmungen bleiben, denn nie fühlte ich mich so geborgen und sicher, wie wenn meine Mutter mich in den Arm nahm.
Love is an attractive construct
<< I love
you means:
I wish you as beautiful
as I
wish myself
to be. >>
Hans Much
Die Tage an denen ich ihn sah waren die schönsten Tage meiner Woche, meines Monats, meines Jahres. Sein Anblick schien mir so vieles zu versüssen und ich wünschte mir oft, ich wäre er. Ich sah ihn etwa zweimal in der Woche, auf dem Weg zur Schule. Auch er war ein Schüler, doch er schien einen anderen Weg zu haben als ich und ich sah ihn auch nie auf meinem Schulhof.
Ich schätzte, dass er vielleicht ein oder zwei Jahre älter war als ich, denn seine gefärbten Haare und Piercings deuteten darauf hin, dass er mindestens sechzehn war. Nie habe ich mich getraut ihn anzusprechen, damals dachte ich, ich sei nur ein kleines Mädchen, dass er mich vermutlich auslachen würde. Ebenfalls ein Gedanke, der mir oft durch den Kopf ging, war, warum genau ich so sehr von dem Mann im Bus fasziniert war. Damals schob ich es einfach darauf, dass ich ihn als attraktiv empfand. Was keine Lüge war, er war und ist extrem attraktiv, seine dünne Figur von vielleicht 1.75m sticht aufgrund seines weiss gefärbten Haares heraus und seine bleiche Haut ist an den Armen, und weiteren stellen, von Tattoos versehen. Seine Lippen sind gepierct, genau wie seine Nase. Er zog mich an wie ein Magnet, doch ich dachte dies sei nur aufgrund dessen, dass ich ihn attraktiv finden würde.
Es dauerte gute zwei Jahre, in denen ich ihn immer wieder sah, bis ich begriff, dass ich mich nicht nur zu ihm hingezogen fühlte, weil er attraktiv war, aber auch, weil ich er sein wollte. Mit siebzehn hatte ich endlich herausgefunden, dass ich tatsächlich kein kleines Mädchen bin, sondern ein Junge. Dass mein Name sich nie richtig anfühlte, weil er einfach nicht zu mir passte. Bis heute nenne ich mich Adam und fühle mich wohl, wenn Menschen mich bei diesem rufen.
Es dauerte eine Weile, bis ich mich annehmen konnte, doch als ich endlich meine Haare abschnitt und mit meinen Eltern darüber sprach, wurde vieles leichter. Ich traute mich meine Haare zu färben, ich entschied mich für ein helles violett, und konnte meine Brust abbinden, da mir meine Eltern endlich einen Binder erlaubten.
Doch nachdem ich all diese Dinge herausgefunden hatte, sah ich den Mann aus dem Bus nicht wieder. Es war nach den Sommerferien, also konnte es gut sein, dass er seinen Abschluss gemacht hatte und nun arbeitete.
Nie bereute ich es mehr eine Person nicht angesprochen zu haben, nie wollte ich mehr die Zeit zurückdrehen und etwas anders machen. Doch ich konnte es auch nicht ändern, so sehr ich es auch wollte, das einzige was ich tun konnte war ihn in meinen Erinnerungen zu behalten, wie er gegen ein Busfenster lehnte und verloren hinaus sah während er Musik hörte. Oder wie er manchmal in der Mitte des Busses stand und die ganze Welt um ihn herum, ineinander zu verlaufen schien.
Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob ich mich damals in ihn verliebt hatte oder ob ich einfach nur so sehr er sein wollte, dass ich die Gefühle damals nicht auseinanderhalten konnte.
Doch auch nachdem ich ihn nicht mehr sah hörte ich nicht auf, ein bisschen wie er sein zu wollen.
So kam es, dass ich mit achtzehn auszog, weil ich dachte, er wäre der Typ, um mit achtzehn in eine WG zu ziehen, und anfing Tattoos und Piercings auf meinem Körper zu verteilen. Meine Eltern waren nicht begeistert, doch sie konnten mich auch nicht davon abhalten. Ich war achtzehn Jahre alt, in der Matur und hatte einen stabilen Notenschnitt, es gab keinen vernünftigen Grund mich nicht das tun zu lassen was ich wollte.
Schließlich, mit zwanzig, war ich in meinem Geschichtsstudium.
Inzwischen zierten bleibende Zeichnungen meinen Nacken, meine Arme, Beine und meine Hüfte, und kleine Mettallringe waren in meinen Ohren, relativ gut sichtbar durch meine halblangen, weißen, Haare. Auch meine Nase ließ ich nicht verschont, ein Freund von mir verpasste ihr ein Septum, und ein einzelner Lippenring zierte meine recht vollen Lippen.
Ich mochte meine Lippen nicht wirklich, sie wirkten auf mich immer zu feminin.
Dieser Gedanke wanderte auch durch meinen Kopf, während ich mit einundzwanzig an einem Whisky saß und das Treiben der Leute vor mir in der Bar beobachtete.
Es war ein früher Freitagabend und einige Freunde hatten mich nach draußen verschleppt, nur um mich dann für die Tanzfläche oder für eine wildfremde Person zu verlassen.
Ein Tiefer Seufzer verließ meine Lippen und ich nahm einen weiteren Schluck des Getränks, als ich hörte, wie sich jemand neben mich setzte. Erstaunt sah ich auf, denn die meisten Leute waren am Tanzen oder dabei, die momentane Liveband anfeuern.
In dem Moment, in dem mein Blick auf die Person neben mir fiel, fielen mir die Augen beinahe aus dem Kopf. Ich kannte diese Gesichtszüge, auch noch nach vier Jahren waren sie tief in meinem Gedächtnis verankert und ich musste stark schlucken als mein Blick, von den nun schwarzen Haaren runter glitt, zu den gräulichen Augen, die mich neugierig musterten, durch das gedämmte Licht des Ladens.
„Bist du öfters hier?“
Bis heute kann ich nicht glauben, dass ihm kein besserer Spruch eingefallen ist, aber ich denke, egal was er mir in diesem Moment gesagt hätte, ich hätte mich so oder so Hals über Kopf in ihn verliebt.
In dieser Nacht verließen wir die Bar viel zu früh für einen Freitagabend und gingen viel zu lange zu keinem von uns nachhause.
Stattdessen fuhren wir mit seinem Wagen quer durch die Stadt und redeten, redeten über alles und nichts. Manchmal war es auch einfach still und wir lauschten den Geräuschen des Abendverkehrs. Doch manchmal ließen wir alte Lieder laufen und sangen aus ganzer Seele mit, hatten kaum Sauerstoff, weil wir so lachten.
Wie genau es dazu kam, daran kann sich keiner von uns erinnern. Alles was wir wissen ist, dass wir in dieser Nacht nicht miteinander schliefen, sondern redeten und tauschten danach unsere Nummern aus, nur um Treffen zu vereinbaren bei denen wir noch mehr redeten.
Es stellte sich heraus, dass auch er mich damals im Bus sah, doch er hatte mich nicht wiedererkannt. Er fand mich schon damals interessant, und hatte seine Vermutungen in Bezug auf mein Geschlecht und Sexualität, doch er hätte es auch einfach zu amüsant gefunden, wie ich manchmal förmlich Löcher durch ihn durch starrte.
Nach einem halben Jahr reden und kennen lernen küssten wir uns zum ersten Mal.
Wir beide wussten, dass es passieren würde, doch wir nahmen uns Zeit, die wir auch hatten. Bis heute bin ich dafür dankbar wieviel Zeit uns das Universum gegeben hat. Genug Zeit für mich, um herauszufinden wer ich bin, genug Zeit für ihn, um ihn von seiner vergangenen Depression und anderen Dingen zu heilen, genug Zeit für uns, um uns wirklich kennenzulernen, tiefer als nur unser Aussehen oder unsere Körper.
Vielleicht sehe ich ihn bis heute durch die berühmte rosa Brille aufgrund dessen, dass ich ein Stück weit noch immer er sein möchte, doch es stört mich auch nicht. Ich weiß nun endlich was für ein Mensch er ist, wie er funktioniert und ich kann voller Selbstbewusstsein sagen, dass ich diesen Mann besser kenne als mich selbst, und ich kenne mich selbst gut. Genau dies gibt mir die Sicherheit sagen zu können, dass ich ihn liebe, denn als ich nicht wusste wer er war, wollte ich nur er sein.
Love is harmful
<< Love
1. Popular excuse to
be treated badly.
2. Popular excuse to
treat someone badly >>
Ein Tag wie jeder andere, ein Tag an dem ich aufstand, dass Frühstück vorbereitete und mich anzog. Ich betrachtete mein Abbild im Spiegel und beobachtete wie sich meine Augenbrauen verzogen. Meine Finger glitten über meine dunkle Haut, geziert von dunkleren Flecken. Sie zogen sich über meinen Körper, meine Hüfte, meine Brust, meine Oberschenkel und auch an meinem Rücken, ich wusste da waren dunkelviolette Zeichnungen von seiner Liebe. Normalerweise würde er mich nur dort Anfassen, wo er wusste, dass ich es leicht mit Kleidern überdecken kann, doch gestern machte ich einen Fehler und seine grossen, weichen Hände legten sich um meinen Nacken. Für einen Moment dachte ich, es wäre endlich vorbei, dass er mich endlich durch seine Hände erlösen würde, doch er ließ mich fallen, bevor es vorbei war und als ich wieder aufwachte lag ich auf unserem Bett und ein kühler Umschlag lag um meinen Hals.
Er entschuldigte sich, küsste meine Stirn voller Zuneigung und beteuerte, es wäre nicht so schlimm, dass ich aus Versehen zu viel Salz in sein Essen geschüttet hätte, dass er nur einen schlechten Tag bei der Arbeit gehabt hätte und deshalb so wütend wurde.
Tief im Inneren weiss ich, dass es meine Entschuldigung für sein Verhalten ist, dass er sich ändern sollte und ich weg gehen sollte, doch etwas in mir weigerte sich, etwas in mir konnte es nicht. Ich will, doch ich kann nicht, denn ich glaube, dass er sich ändern will, wie er es mir immer und immer wieder verspricht.
Vielleicht würde es helfen, wenn ich mit jemandem rede, doch ich hatte es nur einmal versucht und die Antwort war nur „Aber er ist doch so ein guter Mann, bist du dir sicher, dass du nicht überreagierst? Paare streiten sich schon mal.“
Die Worte meiner Arbeitskollegin brannten sich in meinen Kopf, machten es schwer mich nicht zu übergeben und zeigten mir, dass ich wohl wirklich einfach überreagiere.
Denn er liebt mich und ich liebe ihn. Er sagt es mir oft, sagt mir, dass ich das Liebste in seinem Leben bin und er mich von Herzen liebt, dass er nur schlecht darin ist es mir zu zeigen, er aber doch nur mich wollte und meine Liebe nur ihm gehöre.
Und auch ich liebe ihn, von Herzen liebe ich ihn, spüre, wie er mich anzieht und nicht gehen lässt, wie er mich in seinen sanften Momenten in den Arm nimmt und mich geborgen fühlen lässt, ich liebe ihn und ich hasse mich selbst dafür.
Oft erinnere ich mich daran, wie wir uns vor Jahren kennenlernten, wie er in meinem Buchladen verloren nach einer Sammelausgabe von Schiller fragte und wie er danach jede Woche kam, um nach neuen Büchern zu fragen. Irgendwann gingen wir auf unser erstes Date und zuerst war alles okay, alles lief gut, alles war perfekt. Unsere kleinen Auseinandersetzungen wurden später gewalttätig und danach lagen wir in unseren Armen und weinte, weil es uns so leidtat.
Wir weinen nicht mehr, und er nimmt mich danach auch nicht mehr in den Arm. Erst Stunden später kommt er zurück und scheint zu erwarten, dass ich ihm vergeben habe. Und ich tue es, mit jedem weiten Tag, den ich ihn in meiner Wohnung lasse, vergebe ich ihm für einen weiteren Schlag. Doch irgendwann werden es zu viele Schläge sein als das ich ihm vergeben könnte, irgendwann werde ich nicht mehr lange genug Leben, um ihn weiter lieben zu können und ich erwarte diesen Tag voller Sehnsucht.
Wochen später passierte es, er benutze ein Messer gegen mich. Ein Tag zuvor hatten wir einen schönen Abend in einem teuren Restaurant verbracht und er machte mir einen Antrag, ich sagte, ich bräuchte Zeit, worauf er wütend wurde. Doch er gab sich Mühe, mich nicht anzuschreien oder zu schlagen, doch er redete auch den restlichen Abend nicht mehr mit mir und fasste mich nicht an, als wäre ich etwas Dreckiges.
Dann, am nächsten Morgen, stand ich wie gewohnt auf und fing an, dass Frühstück zu machen. Doch als ich gerade seinen Kaffee und meinen Tee aufsetzte, kam er in die Küche und hielt ein Messer gegen meine Brust, gereizt und noch etwas schlaftrunken.
„Sag ja! Nimm mich an!“ schrie er, als ich mich erschrocken gegen die Küchenzeile presste. Ich versuchte, dem Messer zu entkommen, es auf Distanz zu meiner Brust zu bringen. Doch er kam nur näher.
„Sag ja! Ich habe schon all meinen Freunden Bescheid gegeben!“.
Ich fühlte die Tränen in meinen Augen aufsteigen, denn ich fühlte mich wieder so, als wäre ich nur sein exotisches Anhängsel. Die schöne schwarze Frau, die er zu all seinen Treffen mit all seinen weißen Freunden mitbringen konnte, nur um mich danach fallen zu lassen und zu ignorieren. Ich hasste es. Ich fühlte Wut darauf, dass es mich noch immer verletzte, nach allem, dass er mir angetan hatte.
Als sich das scharfe Messer auf mein Schweigen in meine Brust drückte und ich fühlte, wie Blut über meine Brust lief, stieß ich ihn zum ersten Mal weg, zum ersten Mal fühlte ich eine starke Wut in mir, die Kraft mich zu wehren, und nicht das Gefühl ich wäre wieder ein kleines, schwaches Mädchen, nicht fähig für sich selbst aufzustehen.
Ich sah ihn an, in sein verdutztes Gesicht und ich fühlte die Wut stärker werden als ich daran dachte, wie traurig meine Mutter wäre zu wissen, dass ich mich so schlecht behandeln ließ, für so lange. Als er seinen Mund öffnen wollte und sich sein Gesicht in eine hässliche Fratze verzog, vor Wut und Unwissenheit, wieso ich etwas gegen seine Gewalt tat, schrie ich ihn an. Ich weiß nicht mehr, was ich schrie, doch ich schrie all meine Liebe aus mir heraus, schrie all meine Trauer und Wut gegen ihn hinaus und ich sah, wie er verwirrt einen Schritt zurück machte, dann noch einen und das Messer fiel klirrend zu Boden.
Danach rannte ich in unser Zimmer, ich schmiss meine Sachen in eine Tasche und ich nahm meine Bankkarten, auf die er keinen Zugriff hatte, von denen er nicht einmal wusste. Ich rannte aus dem Haus, ignorierte seine Schreie, mit denen er mich zurückhalten wollte, die an mir zogen, um mich davon abzuhalten zu rennen.
Ich fuhr zu einer entfernten Verwandten, die nie zu Familientreffen kam und die ich nie erwähnte, fünf Städte entfernt. Ich wusste, ich würde nie mehr zurückkehren.
Seither ging ich auch nie wieder zurück. Ich fand eine neue Stelle, nach einiger Zeit eine neue Wohnung und einen neuen Gefährten. Einen liebevollen Golden Retriever, der mich nie biss und nachts neben mir schlief und die Tür bewachte, wenn die schleimige Angst sich doch noch einschlich.
Mit meiner Therapeutin rede ich einmal in der Woche und sie ist stolz auf mich, darauf, dass ich es schaffte, diesem Menschen, diesem Monster, zu entkommen und mir ein neues Leben aufzubauen, auch wenn es mir leid tut um meinen kleinen Buchladen.
Als ich zum ersten Mal mit meiner Mutter über die Geschichte sprach und ihre Bilder der Prellungen zeigte, weinte sie bitterlich und nahm mich in dem Arm. Auch ich fing an zu weinen, denn ich realisierte, dass ich nie so allein war, wie ich dachte und ich wünschte mir, ich hätte eher meine Sachen gepackt und wäre gegangen.
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